Standardsprache

Автор: Пользователь скрыл имя, 15 Февраля 2013 в 20:11, реферат

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Wechseln zu: Navigation, Suche Dieser Artikel behandelt eine standardisierte Einzelsprache in ihrer Gesamtheit. Für die standardisierte Varietät einer Einzelsprache im Unterschied zu Dialekten, regionalen Umgangssprachen, Fachsprachen usw. siehe Standardvarietät.

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редевендунг в алтагсшпрахе.doc

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Da warst du noch in Abrahams Wurstkessel — Da warst du noch nicht gezeugt. Vermutlich nach dem Hebräerbrief im Neuen Testament. Darin ist die Rede davon, dass Levi zu der Zeit, als sein Urgroßvater Abraham dem Hohepriester Melchisedek begegnete, noch „in Abrahams Lende“ war.

Sich etwas abschminken — Eine Tätigkeit wird unterlassen. Zumeist antwortend nach Aufforderung. Das kannst du dir abschminken.

Mit Ach und Krach — Gerade eben noch. Verkürzung von „mit Ächzen und Krächzen“.

Sich vom Acker machen — Sich davonstehlen. Im Soldatenjargon wurde das Übungsgelände auch Acker genannt. Wer sich vom Acker machte, der drückte sich und war nicht selten fahnenflüchtig.

Jemanden zur Ader lassen — Ihn finanziell „erleichtern“, ausbeuten. Bader beherrschten die Kunst des Aderlasses und des Schröpfens, die sie sich gut honorieren ließen.

Aussehen wie ein Affe auf dem Schleifstein — ungewöhnliche oder unbequeme Fortbewegungsart, vor allem in Verbindung mit Zweirädern; seltsame Sitzposition. Abgeleitet vom dressierten Affen eines Scherenschleifers

Den Affen für jemanden spielen — Du kannst nicht alles mit mir machen. Auf Jahrmärkten traten früher häufig Gaukler mit Tieren wie Affen auf, die alle möglichen Kunststücke vorführen mussten, für die sie teilweise schikanös dressiert worden waren

Dem Affen Zucker geben — im Rausch ausgelassen lustig sein (Bei Theodor Fontane kommt die Wendung mehrfach vor, Da habe ich demissioniert und dem Affen meiner Eitelkeit das Zuckerbrot gegeben.)

Den Affen loslassen — lustig sein, sich einen vergnügten Tag machen

Ein Affentheater aufführen — ein übertriebenes Gebaren zeigen

Einen Affenzirkus veranstalten — viel Getue

Einen Affen sitzen haben — betrunken sein (angebliche Trunksucht des Affen oder Affen = Tornister der Soldaten)

Sich einen Affen holen — sich betrinken

Ich denke, mich laust (kratzt) der Affe. — Ausdruck hochgradiger unangenehmer Überraschung (Die Redewendung ging im 19. Jahrhundert von Berlin aus, wo die Wendungen „Ik denke, der Affe laust mir“ gängig war.)

Sich zum Affen machen — sich lächerlich machen

Affenliebe — übertriebene Liebe

Affenschande — offenbare Schande

Drei Affen — „nichts (Böses) sehen, nichts (Böses) hören, nichts (Böses) sagen“

Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche — darauf kannst Du Gift nehmen! Mit Amen (frei übersetzt aus dem hebräischen: so soll es sein) enden liturgische Gebete, also mit Sicherheit kommt dieses Wort in jedem Gottesdienst einige Male vor

Der Amtsschimmel (wiehert) — Die Bürokratie zeichnet sich durch Umständlichkeit und Prinzipienreiterei aus. Hat nichts mit dem Pferd zu tun, sondern ist eine Verballhornung des Wortes „Simile“ (lat. similis = ähnlich) für ein Musterformular in Österreich, nach dem die einzelnen Vorgänge bearbeitet wurden. Dieses musste vielen Situationen gerecht werden und war daher entsprechend umfangreich.[2]

Anglerlatein — siehe Jägerlatein

Äpfel mit Birnen vergleichen: — Unvergleichbares miteinander vergleichen.

In den sauren Apfel beißen: — Etwas Unangenehmes notgedrungen tun.

Etwas für einen Apfel und ein Ei (ver)kaufen: — Etwas spottbillig erwerben. Äpfel und Eier kosten relativ wenig.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm (Varianten: Der Apfel fällt nicht weit vom Pferd. Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum): — Wie der Vater so der Sohn.

Apfel der Zwietracht, Zankapfel: — Zentraler Punkt einer Auseinandersetzung.

Sich ein Armutszeugnis ausstellen — Das Armenrecht ermöglichte nach Vorlage einer Bescheinigung der Wohngemeinde, Armutszeugnis genannt, und bei hinreichender Erfolgsaussicht das vorläufig kostenlose Führen eines Zivilprozesses.

Sich etwas aus dem Ärmel schütteln — Etwas erfinden, sich etwas schnell ausdenken, um sich aus einer schwierigen Situation zu befreien. Kommt aus dem Kartenspiel, da man schummeln kann, indem man gute Karten in seinem Ärmel versteckt, um sie, wenn man dann ein schlechtes Blatt hat, unbemerkt „aus dem Ärmel zu schütteln“. Eine noch ältere Deutung besagt, dass zu Zeiten, als die Gewänder weite Ärmel hatten, darin nicht nur die Hände gewärmt, sondern auch kleinere Gegenstände darin verstaut werden konnten. Letztere konnte man wieder aus dem Ärmel schütteln.

Noch ein Ass im Ärmel haben — Etwas Großes/ein überzeugendes Argument zurückhalten, um es im richtigen Moment zur Überraschung (anderer) einzubringen.

Man sollte ihn mit Argusaugen bewachen — Man sollte ihn dauernd gut beobachten. Argos, in der griechischen Mythologie von Hera beauftragt, Io zu überwachen, damit es nicht zu einem Schäferstündchen mit ihrem Gatten Zeus kommt, hatte 100 Augen, von denen immer welche wach blieben, während die anderen schliefen, wurde deshalb durch Hermes getötet.

Sich den Arsch aufreißen — Vulgär für „sich sehr anstrengen, sich sehr große Mühe geben“

Am Arsch der Welt. Derb für: Abseits der Zivilisation, abgelegen. Umschrieben auch: Wenn die Welt einen Einlauf bräuchte, dort würde er gemacht.

Jemand/etwas geht jemandem am Arsch vorbei — vulgäre, betonte Form des Egalseins

Asche auf dein Haupt! — Schäme Dich! meist eher ironisch verwendet. Oft auch in der Version, sich Asche aufs Haupt streuen. Abgeleitet von in der Bibel geschilderten Trauerriten (1 Makk 3,47 EU).

Das Auge des Gesetzes — Die Wendung das Auge des Gesetzes wacht findet sich in Schillers Lied von der Glocke.

Ein Auge auf jemanden werfen — Gefallen an jemandem oder etwas finden. Diese Wendung stammt aus der Geschichte von Susanna im Bade, einem apokryphen Text der Bibel im Buch Daniel. Dort heißt es: „Und als die beiden Ältesten sie täglich darin umhergehen sahen, entbrannten sie in Begierde nach ihr und wurden darüber zu Narren und warfen die Augen so sehr auf sie, dass sie nicht mehr zum Himmel aufsehen konnten und nicht mehr an gerechte Urteile dachten.“ (Dan 1,8 f. EU)

Einen Augiasstall ausmisten — Großen Dreck oder Unordnung beseitigen. Herakles brachte es nach der griechischen Sage fertig, in kürzester Zeit die Ställe des Augias, in denen 3000 Rinder gehalten worden sein sollen, von allem Unflat zu reinigen.

Etwas ausbaden müssen — Für etwas übermäßig oder ungerechtfertigt bestraft werden. Bis in die Neuzeit war es nicht unüblich, dass mehrere Personen nacheinander das gleiche Badewasser benutzen mussten. Die letzte Person in der Reihenfolge bekam das kühlste und schmutzigste Badewasser und musste zudem noch ausbaden, d. h. sie musste auch die Wanne reinigen und an ihren Platz zurückbringen.

Ein Ausbund von/an Frechheit (Schlechtigkeit, Tugend, Güte, Gelehrsamkeit) sein — Sich in der besagten Disziplin besonders hervor tun. Als Waren noch in undurchsichtigen und häufig unbedruckten Behältnissen verkauft wurden, wurde oft ein für das Auge besonders hübsches Warenmuster daran angebunden.

Jemanden ausstechen — Ihn übertreffen oder verdrängen. In den Ritterturnieren wurde Sieger, wer seinen Gegner aus dem Sattel stach.

B [Bearbeiten]

Sich wie ein Backfisch benehmen — Albern oder noch unreif sein. Backfische sind Fische, die wieder ins Wasser zurück (back) geworfen wurden, weil sie als Fang noch zu klein waren. Diese Bezeichnung wurde auf unreife Mädchen übertragen. („Mit 14 Jahren und sieben Wochen ist der Backfisch ausgekrochen.“ Sprichwörtlich um 1900)[3]

Nur Bahnhof verstehen — Nichts verstehen oder verstehen wollen. Aus der Soldatensprache, wo die Soldaten nach Jahren des Krieges nur noch das Wort „Bahnhof“ = Heimfahrt hören wollten.

Es wurde auf die lange Bank geschoben. - Die Bearbeitung/Erledigung wurde stark verzögert. Vermutlich aus der Gerichtssprache, wo Prozesse häufig sehr lange dauer(te)n. Bank ist hier wohl gleichzusetzen mit dem später für die Verwahrung von Prozessakten üblichen Aktenschrank.

Mit harten Bandagen kämpfen - Unerbittlich und hart kämpfen. Vor der Zeit der Boxhandschuhe bzw. der Queensberry-Regeln kämpften die Boxer mit Bandagen um die Fäuste. Der Schutz war nur sekundär. Je fester die Bandagen gewickelt waren, desto härter traf der Fausthieb.[4]

Ich bin doch nicht die Bank von England — Ich kann nicht alle Wünsche erfüllen. Die Bank of England war lange Zeit der Inbegriff unermesslicher Reserven, als Großbritannien noch Weltmacht war.

Dort steppt/tanzt der Bär — Dort ist etwas los, dort passiert etwas.

Jemandem einen Bären aufbinden — Ihn anlügen oder ihm etwas vormachen. Vom altdeutschen Wort bar, was so viel wie Last oder Abgabe bedeutete.[5]

Jemandem einen Bärendienst erweisen — Eine schlechte Hilfe erweisen, die häufig das Gegenteil des Angestrebten bewirkt. Vermutlich nach einer Tierfabel des französischen Autors Jean de La Fontaine, in der ein gezähmter Bär seinen Herrn erschlug, weil er ihm die lästigen Fliegen abwehren wollte.[6]

Wissen, wo der Barthel den Most holt (auch Bartel oder Bartl) — Bescheid wissen. — #Aus der Gaunersprache, wo Barzel=Eisen oder Stemmeisen bedeutet und Most (Moos) =Geld. Also wissen, wo man mit dem Stemmeisen Geld holen kann. — #Ironische Anspielung auf den biblischen Barthel (= den Jünger Bartholomäus) als Zeugen des Weinwunders der Hochzeit zu Kana (Joh 2,1–12 EU): Es gibt keine „neutralen“ Zeugen der Verwandlung, die Jünger allein wissen, wo der Wein wirklich herstammt. — Schweizerdeutsch sagt man: Jemandem zeigen, wo der „Bartli“ den Most holt (einem „Missetäter“ Mores lehren). Letztere Bedeutung ist auch im Schwäbischen bekannt.[7]

Ein Bauernopfer bringen — Sich von etwas/jemandem trennen, um seine eigene Position zu retten. Vom Schachspiel entlehnt, in dem Bauern die schwächsten Figuren sind, die man bei Gefahr gerne opfert, um eine wichtigere Figur zu retten.

Es wurde in Bausch und Bogen verworfen — Es wurde uneingeschränkt abgelehnt. Aus der Flurvermessung, wo die nach außen verlaufende Grenze als „Bausch“ (d. h. Gewinn), die nach innen verlaufende als „Bogen“ (d. h. Verlust) bezeichnet wird. Ein heute üblicher Ausdruck für „in Bausch und Bogen“ ist das Wort „à forfait“. Seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts wird in der Kaufmannssprache der Begriff „in Bausch und Bogen“ auch für den Warenhandel belegt und bedeutet allgemein „vollständig“ oder „ganz und gar“. Aus dem „Bausch“ entwickelte zu pauschal (lat. pauschalis). Der lateinische Begriff per aversionem entspricht inhaltlich in „Bausch und Bogen“. Auch im Handelsgesetzbuch wird der Begriff in § 616 verwendet.

Ich bin bedient — Ich fühle mich schlecht behandelt; ich habe genug davon.

Über dem Berg sein — die schlimmste Phase von etwas (wie Krankheit) überwunden haben. Vom Umstand abgeleitet, dass die Besteigung eines Hügels bis zum Erreichen des Gipfels schwieriger ist, als der Abstieg.

Kämpfen wie ein Berserker — Sich ungestüm und eher unvernünftig verhalten. Aus den nordischen Sagen abgeleitet, wo die „Bärenhäuter“ ohne Schild und Vernunft drauf los schlugen.

Gut beschlagen in etwas sein — Kenntnisreich sein in einer Sache. Pferde erhalten vom Hufschmied ihr Hufeisen angepasst, sie werden beschlagen

Da fress ich einen Besen (oft ergänzt: samt der Putzfrau) — es ist absurd, äußerst unwahrscheinlich, dass es so ist oder eintreten wird

Der Bien (der) muss! — Eine Sache muss unter allen Umständen erledigt werden. Die Herkunft dieser erstmals 1849 belegten Redewendung ist strittig.

Hinter die Binde kippen — Alkohol trinken (auch: auf die Lampe gießen, die Gurgel ölen, einen schmettern, einen zur Brust nehmen)

In die Binsen gehen (auch durch die Binsen gehen) — Verloren gehen. Aus der Jägersprache, wenn Wildgeflügel sich ins rettende Schilf flüchtete, wohin der Jagdhund nicht folgen konnte.

Das ist eine Binsenweisheit (auch Binsenwahrheit) — Das versteht sogar der Dümmste. Die römischen Komödiendichter Terenz und Plautus sprachen von „Knoten in den Binsen suchen“, also nach Schwierigkeiten, die gar nicht vorhanden sind.

Der Blanke Hans — Ein Synonym für die Nordsee, vor allem für ihre Gefahren durch Sturmfluten.

Er nahm kein Blatt vor den Mund — Er wurde sehr deutlich in seinen Worten, las jemandem die Leviten. Aus der Theatersprache, wo in der Antike in den Zeiten vor der Theatermaske ein Feigenblatt das Gesicht des Schauspielers verbarg, so dass dieser für seine Worte nicht zur Rechenschaft gezogen werden konnte.[8]

blaumachen — Schwänzen, ohne triftigen Grund nicht zur Arbeit/Schule erscheinen. Wahrscheinlich abzuleiten aus Blauer Montag, der ursprünglich liturgisch begründeten Bezeichnung für die arbeitsfreien Fastenmontage der Handwerker.[9]

blau sein — Betrunken sein.

 

Satirische Zeichnung von Thomas Rowlandson (1756–1827), Zusammenbruch des Blaustrumpfklubs (1815)

 

Blümchenkaffee

Ein Blaustrumpf sein — Spottname für eine gelehrte (intellektuelle, „emanzipierte“) Frau, die ihre (biologischen) „weiblichen Vorzüge“ in den Hintergrund stellt. Die Blaustrümpfe waren eine Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts die den Grundstein der Suffragetten, einer Organisation in den USA und Großbritannien die sich für das Frauenwahlrecht einsetzten, legten.

Ach du heilig’s Blechle! — Schwäbischer Ausruf von (meist freudiger) Überraschung. Betteln war einst in Württemberg verboten, außer man konnte zum Zeichen der amtlichen Erlaubnis eine entsprechende Blechmarke vorweisen. Heute meint der Schwabe mit dem Heilig’s Blechle häufig sein Auto.[10]

Er geht ran wie Blücher an der Katzbach — Offensiv, mutig, ungestüm. Nach dem Beispiel von Gebhard Leberecht von Blücher, preußischer Generalfeldmarschall, der durch seine Bereitschaft zur Offensive die Schlacht an der Katzbach zu seinem Gunsten entschied.

Blümchenkaffee ist sehr dünn geratener Kaffee, bei dem man noch das am Grund der Kaffeetasse aufgemalte Blümchen gut erkennen kann. Variante ist der „Schwerterkaffee“, bei dem man sogar das Signum der Meißener Porzellanfabrik auf der Unterseite der Tasse erkennen kann. Scherzhaft wird es genutzt als „Doppelschwerterkaffee“, bei dem die Schwerter der Unterseite der Untertasse durchscheinen.

Etwas durch die Blume sagen — Etwas nur andeutungsweise, indirekt oder kryptisch kundtun. Im Barock war es unschicklich sich offen der Dame seines Herzens zu nähern. Für diesen Zweck gab es eigene Sofas mit zwei Sitzflächen Rücken an Rücken. Wollte man sich nun ungestört unterhalten, besprach man dies tuschelnd hinter dem Fächer. So konnte keine Anstandsdame etwas aussetzen. Auf der Rückenlehne standen oft Blumengestecke, daher sprachen die Tuschler durch die Blume.

Blut und Wasser schwitzen — Ich hatte große Angst, ob alles gut ausgeht. In Anspielung auf die Todesangst Jesu im Garten Gethsemane am Abend vor seiner Kreuzigung (Lukas 22,44 EU).

Einen Bock schießen — Einen Fehler begehen, eine Dummheit machen. Aus der Schützensprache, wo ein Fehlschuss als „Bock“ bezeichnet wird.

Den Bock zum Gärtner machen — Den Ungeeignetsten für eine Position auswählen. Ziegenböcke sind nicht gerade zimperlich, die schönsten Pflanzen zu fressen.

Jemanden ins Bockshorn jagen — Jemanden in die Enge treiben, einschüchtern, verunsichern oder auf eine falsche Fährte locken. — :Zur Ungewissheit der Herkunft siehe: Bockshorn (Redensart)

Das sind böhmische Dörfer für mich — Das ist mir ganz und gar unbekannt oder das verstehe ich nicht. Als Böhmen noch zur Donaumonarchie gehörte, verstanden viele Landeskinder das dort gesprochene Tschechisch bzw. deren (tschechischen) Ortsnamen nicht

Er erhielt Brandbriefe von allen Seiten — Er wurde von vielen Seiten um dringende Hilfe gebeten. Brandbriefe wurden bis ins 19. Jahrhundert von Behörden an Menschen ausgehändigt, die beispielsweise durch Brand ihre Habe verloren hatten. Der Brandbrief war somit die amtliche Erlaubnis, Dritte um Spenden bzw. Baumaterial anzugehen. In einigen Gegenden war er jedoch das Synonym für Erpresserbriefe, in denen für den Fall der Nichtbeachtung materielle Schäden angedroht wurden. Heute meist benutzt, um die Dringlichkeit einer Bitte herauszustellen

Er hat den Braten gerochen — Er wurde rechtzeitig stutzig oder aufmerksam. Geht zurück auf eine Fabel, in der ein Bauer ein Tier zum Essen einlädt, das aber an der Schwelle kehrt macht, weil es aus der Küche den Duft eines gebratenen Artgenossen in die Nase bekommt

Er hat ein Bratkartoffelverhältnis mit jemandem — er lebt mit jemandem in wilder Ehe zusammen. Angeblich im Ersten Weltkrieg entstandener Ausdruck, der ein kurzfristiges Liebesverhältnis anzeigen sollte, bei dem die damit einhergehende Verköstigung keine unwesentliche Rolle spielte. Heutzutage noch gelegentlich verwendet, um ein uneheliches Zusammenleben auf Zeit zum Ausdruck zu bringen

In die Bresche springen — Helfend eingreifen, um jemanden zu schützen. Bei Sturmangriffen auf eine belagerte Stadt galt es, Breschen – Lücken – in die Stadtmauern zu schießen, um eindringen zu können. Nur mit größter Gefahr für das eigene Leben konnten solche Breschen wieder geschlossen werden.

Dicke Bretter bohren (müssen) — Große Anstrengungen unternehmen, bis man ein Ziel erreicht. Wer dagegen gern schnell aufgibt oder kurzatmig-oberflächlich denkt, wird als Dünnbrettbohrer bezeichnet.

Ein Brett vor dem Kopf haben — Etwas offensichtliches nicht verstehen; auch: begriffsstutzig sein. Kommt aus dem Mittelalter, wo die Menschen den als dumm geltenden Ochsen Bretter vor die Köpfe gehängt haben, damit sie nicht erschrecken oder abgelenkt werden.

Darauf gebe ich dir Brief und Siegel — Du kannst sicher sein, dass es stimmt. Brief leitet sich ab vom lat. Wort „breve“ = kurz. Als amtliches Dokument taugte ein Brief vor Gericht nicht, wenn er nicht auch ein Siegel trug.

Den Brief wird er sich nicht hinter den Spiegel stecken — Jemandem einen unangenehmen Brief schreiben. Angenehme Briefe wurden früher gerne halbverdeckt hinter dem schräg gestellten Spiegel aufbewahrt, damit auch andere einen Blick darauf werfen konnten.

Er muss jetzt kleine(re) Brötchen backen — Er hat gegenüber bisher eine erheblich schlechtere Position.

In die Brüche gehen — Zu Ende gehen, in Schwierigkeiten geraten. Heute meist im Zusammenhang mit Ehe und Freundschaft benutzt. Bruch bedeutet hier Sumpf oder Moor, in dem man leicht untergehen konnte. Flüchtete angeschossenes Wild in die Brüche, war es für den Jäger meist verloren. Eine weitere Deutung: Als bruech oder bruch (mhd.) bezeichnete man im Mittelalter eine (Unter-)Hose. Wenn also etwas in die bruech geht, geht es in die Hose. Eventuell ist dieser Ausspruch auch entstanden aus es geht um die bruech, also der Kampf darum, wer die Hosen an hat (siehe Geschichte des Sire Hain und seiner Frau Anieuse). Diese Deutung würde auch der heutigen Bedeutung sehr nahe kommen.

Jemandem goldene Brücken bauen — Ihm die Möglichkeit bieten, unbeschadet aus einer misslichen Situation zu entkommen.

Alle Brücken hinter sich abbrechen — Alle Verbindungen dauerhaft brechen, indem man sich den Rückweg bewusst selbst verbaut.

Er redet wie ein Buch — Er redet ununterbrochen. Es ist, als ob er aus einem Buche vorliest.

Wie es im Buche steht — Mustergültig, vorbildlich. Mit „Buch“ ist die Bibel gemeint, in der viele Weisheiten versammelt sind.

Rutsch mir doch den Buckel runter! — Hör auf mich zu nerven! / Lass mich in Ruhe! Das Götz von Berlichingen Zitat in eher dezenter Form zitiert

Bei jemandem auf den Busch klopfen — Etwas vorsichtig zu ergründen versuchen. Aus der Jägersprache, wo die Treiber durch Schläge gegen die Büsche das Wild aufscheuchen und vor die Flinte der Jäger zu treiben versuchen

Alles in Butter — alles in Ordnung. Wohl herrührend von der im Gegensatz zur Butter als pejorativ bewerteten Margarine. Wertvolle Güter, wie zum Beispiel Porzellan, wurden früher in Kisten mit flüssiger Butter eingegossen. Nach dem Erstarren der Butter waren diese beim Transport vor dem Zerbrechen geschützt.[11]

Er lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen — Er ist selbstbewusst, lässt sich nicht beirren oder übervorteilen oder unterbuttern

Da muss noch mehr Butter bei die Fische — da gehört noch mehr (auch an Information) dazu (beigetragen), oder auch: bitte keine halben Sachen!

Jemandem etwas aufs Butterbrot schmieren — Ihm (in der Öffentlichkeit) seine Meinung sagen. Wohl gleichbedeutend die regionale rheinische Version: jemand sagen, was die Butter giltet.

C [Bearbeiten]

Einen Gang nach Canossa machen — unter demütigenden Bedingungen Abbitte leisten. Im Jahre 1077 musste König Heinrich IV. ins italienische Canossa reisen, um dort von Papst Gregor VII. die Aufhebung des Kirchenbannes zu erbitten.[12]

Die Chemie zwischen den beiden stimmt nicht — die zwei kommen nicht miteinander klar. Bezieht darauf, dass manche Stoffe ihrer Natur nach chemisch nicht oder nicht wie gewünscht miteinander reagieren können.

Cherchez la femme — Sucht die Frau! (Diese französische Wendung bedeutet „Da steckt sicher eine Frau dahinter!“)[13]

Er hat nicht alle auf dem Christbaum — er ist nicht richtig im Kopf

Die Chuzpe haben — die Frechheit haben (Das jiddische Wort Chuzpe bedeutet neben anderem auch Frechheit.)

D [Bearbeiten]

Das kannst Du halten wie der auf dem Dach (auch: „…wie ein Dachdecker“) — mach, was Du willst, es ist mir egal.

Jemandem aufs Dach steigen — jemanden schelten oder bestrafen. Wurde jemand im Mittelalter aus der Gemeinschaft ausgestoßen oder sollte bloßgestellt werden, deckte man sein Dach ab

Er hat einen Dachschaden — er ist geistig nicht ganz normal

Unter Dach und Fach bringen — Das Wesentliche fertigstellen. Dach und Fach waren ursprünglich die wesentlichen Teile eines (Fachwerk)-Hauses.

Etwas aus Daffke tun — etwas aus Trotz oder Mutwillen tun. Bei dieser Berliner Redensart wurde das deutsche Wort „Trotz“ durch das jiddische „davko“ = sicher ersetzt.

Etwas erweist sich als ein Dauerbrenner — etwas erweist sich als ein Dauererfolg. Der Begriff leitet sich von Öfen mit lang brennendem Heizmaterial wie Briketts her

Jemandem die Daumenschrauben anziehen oder ansetzen — ihm kräftig zusetzen. Bis in die Neuzeit war es üblich, im hochnotpeinlichen Verhör durch das Quetschen von Fingern die Wahrheit zu erpressen. Erst die Aufklärung machte diesen Verhörmethoden in zivilisierten Staaten ein Ende

Ei der Daus! — Ausdruck der Verblüffung, des Zorns oder der Verwunderung. Der/das Daus ist im deutschen Kartenspiel das Ass, also die höchste Spielkarte. Vermutlich hat der Ausdruck aber dennoch nichts damit zu tun, sondern vielleicht eher mit dem niederdeutschen “Dus” für Tausend. Daus könnte auch vom mittellateinischen Wort „dusius“ = Dämon abstammen und einem Ausruf wie Oh, mein Gott nahe kommen.

 

Adi Holzer: Lebenslauf (1997). Adi Holzer vergleicht das Leben mit dem ausbalancierten Drahtseilakt eines Seiltänzers.

Unter einer Decke stecken — Im Geheimen mit jemandem zusammenarbeiten. Aus dem germanischen Eherecht, wonach die Ehe als geschlossen galt, wenn sich die Neuvermählten in Gegenwart von Zeugen unter eine gemeinsame Decke begaben

Einen Denkzettel verpassen — Jemanden eine Lektion erteilen.[14]

Mit jemandem durch dick und dünn gehen — In guten und schlechten Zeiten zu ihm halten. Die Redewendung verträgt sich aber nicht mit:

Wenn es dick kommt — Wenn es schlimm wird

Hier herrscht dicke Luft - Die Stimmung ist schlecht oder bedrückend. Auch als Synonym für Smog (im Sinne von stickig und angefüllt mit Teilchen) verwendet. Dick ist bezüglich der Stimmung im Sinne von dicht gebraucht[15], denn dichte, komprimierte Luft kann explosionsartig entweichen. Dicke Luft meint im Landserjargon auch Trommelfeuer.[16]

Auf Draht sein — Aufmerksam, wachsam sein. Rasch einen Vorteil erkennen. Aus der Telefon-/Telegrafensprache abgeleitet

Einen Drahtseilakt vollführen — Große, nach außen kaum sichtbare Anstrengungen unternehmen, um ein hoffnungsloses Unternehmen zum guten Ende zu führen. Aus der Zirkuswelt, wo gewagte Drahtseilakte die Höhepunkte der Vorstellung sind

Er war der Drahtzieher in der ganzen Geschichte — Er steuerte im Verborgenen die ganze Sache. Der Drahtzieher ist hier eine Person, die - selbst unsichtbar - eine Marionette an Fäden oder Drähten bewegt.

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